Freut mich dich hier wieder begrüßen zu dürfen! Heute geht es um die Grundlagen der korrekten Fahrwerkseinstellung. Egal ob du ein neues oder gebrauchtes Bike fährst, es ist immer wichtig, dass deine Federung richtig funktioniert, um angenehm und sicher unterwegs zu sein. Die Federung ist logischer Weise ein entscheidender Faktor für Komfort, Kontrolle und Sicherheit auf dem Motorrad. Deshalb solltest du gut aufpassen, um sicherzustellen, dass deine Federung optimal eingestellt ist. Lass uns ohne weitere Verzögerung direkt zum ersten Schritt kommen: dem Front-End-Setup.

Gabel und Gabelbrücke

Das Front-End-Setup ist einer der wichtigsten Schritte, um sicherzustellen, dass deine Federung einwandfrei funktioniert. Hier gibt es drei Dinge, die du unbedingt überprüfen solltest: die Gabelhöhe, das Drehmoment auf der Gabelbrücke und die Ausrichtung des Vorderrads.

Die Gabelhöhe ist ein wichtiger Faktor, der das Handling und die Stabilität deines Motorrads beeinflusst. Um die Gabelhöhe zu überprüfen, kannst du einen Messschieber verwenden und die Höhe beider Gabeln messen. Es gibt verschiedene Optionen für die Einstellung der Gabelhöhe. Schaut die Gabel oben weiter aus der Gabelbrücke heraus, so ist das Motorrad etwas Front-lastiger und lässt sich leichter in engen Kurven manövrieren. Lässt du die Gabel stattdessen fast bündig sein, so hast du mehr Gewicht auf dem Hinterrad, was dir auf schnellen Strecken mehr Stabilität bietet.

Das Drehmoment auf der Gabelbrücke sollte auch überprüft werden, da eine falsche Einstellung zu Problemen führen kann. Wenn das Drehmoment zu hoch ist, kann es dazu führen, dass das Gleiten der Gabelrohre in den Holmen beeinträchtigt wird. Dies reduziert nur unnötig die Leistung deines Fahrwerks und führt zu Unannehmlichkeiten beim Fahren.

Die Ausrichtung des Vorderrads ist ein weiterer wichtiger Faktor, den du beachten solltest, wenn du dein Fahrwerk nicht sabotieren willst. Häufig kommt es beim Wechseln des Vorderrads dazu, dass man die Vorderachse anzieht ohne der Felge in Kombination mit den Gabeln die Zeit zu geben, sich auszurichten. Dann kann es passieren, dass eine oder sogar beide der Gabeln im leicht gebogenen Zustand auf der Achse fixiert werden. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist ein gebogenes Gabelrohr nicht gerade zuträglich für ein gutes Ansprechverhalten und eine lange Lebensdauer der Gabel.

Das Front-End-Setup ist also ein entscheidender Faktor, um sicherzustellen, dass deine Federung einwandfrei funktioniert. Durch die Überprüfung der Gabelhöhe, des Drehmoments  und der Ausrichtung des Vorderrads kannst du sicherstellen, dass dein Motorrad optimal eingestellt ist und du ein komfortables und sicheres Fahrerlebnis hast.

Durchhang

statischer Durchhang

Als nächstes sollten wir uns den Durchhang beziehungsweise den Negativfederweg genauer ansehen, englisch auch „Sag“ genannt. Der Durchhang wird in zwei verschiedenen Stellungen gemessen. Während dein Bike auf einem Motorradständer steht und mit beiden Rädern in der Luft ist, misst du als erstes den vertikalen Abstand eines markanten Punktes auf dem Heck (z.B. unterer Rand der Auspufföffnung) zur Hinterradachse deines Motorrads. Danach nimmst du das Bike vom Ständer und drückst ein paar mal auf das Heck, um es einzufedern. Nun misst du ein weiteres Mal den Abstand der beiden Punkte – dies nennt man den statischen Durchhang. Als allgemeiner Richtwert sollte die Differenz zur Ausgangslage etwa 35 Millimeter sein.

Die Werte können und sollen aber auch deutlich variieren. Eine Umlenkung hat einen anderen statischen Durchhang als ein System, bei dem der Dämpfer gleich auf der Schwinge aufgesetzt ist. Deine Fahrweise spielt des Weiteren auch eine große Rolle bei der Einstellung des richtigen statischen Durchhangs. Bist du ein aggressiver Motocross Sportler, so empfiehlt sich den Durchhang deutlich auf teilweise unter 15mm zu reduzieren. So hast du mehr Federweg und größere Reserven – das Fahrwerk wird straffer.

Wie stelle ich den statischen Durchhang ein?

Den statischen Durchhang kannst du mittels der Mutter einstellen, auf der die Feder deines Federbeins aufliegt. Drehst du die Schraube nach unten, so erhöhst du die Vorspannung und reduzierst den Durchhang. In umgekehrter Reihenfolge – dreht man die Schraube nach oben, verringert man die Federvorspannung und erhöht den Durchhang.

dynamischer Durchhang

Im nächsten Schritt stellst du dich samt deiner Ausrüstung in deiner gewöhnlichen Fahrposition (mit beiden Händen am Lenker) auf deine Maschine und federst wieder ein paar Mal ein. Bei dieser Messung holst du dir Unterstützung mithilfe einer zweiten Person. Während du in der gleichen Position verharrst, wird auch jetzt wieder der Abstand gemessen. Dieses Mal kann als Richtwert 1/3 des maximalen Federwegs angenommen werden. 

Ist der statische Durchhang korrekt eingestellt, doch der dynamische weicht maßgeblich vom Richtwert ab? In diesem Fall hast du auf den dynamischen Durchhang nur dann einen Einfluss, indem du dein Federbein mit einer Feder bestückst, welche von der Federrate auf dein Gewicht abgestimmt ist. Hier empfiehlt sich auch gleich die Anpassung der Federrate an deiner Gabel. Standardmäßig kommen die Federbeine von den Herstellern meist mit Federraten von 75kg bis 85kg. 

Die Grundeinstellung deines Fahrwerks ist die Nummer 1 Voraussetzung für eine vernünftige Funktion – unterschätze sie also nicht.

Zugstufendämpfung  und Druckstufendämpfung – Klicker richtig einstellen

Der dritte Schritt, um dein Fahrwerk optimal einzustellen, ist die Überprüfung der Basiseinstellungen deiner Klicker. Klicker sind Einstellmöglichkeiten für die Feinabstimmung deiner Suspension, die die Dämpfungsrate und den Rebound deiner Federung beeinflussen.

Die Basiseinstellungen können von Hersteller zu Hersteller und von Modell zu Modell unterschiedlich sein. Es ist wichtig, dass du die Basiseinstellungen deiner Klicker überprüfst, um sicherzustellen, dass sie optimal eingestellt sind. Die Basiseinstellung erreichst du in der Regel, wenn du die Klicker in die mittlere Position bringst. Bei den meisten Marken haben die Klicker einen Bereich von 20 Klicks. Drehst du also einen der Knöpfe so lange, bis nichts mehr geht (Gefühl!) und drehst anschließend 10 Klicks in die entgegengesetzte Richtung, bist du in der mittleren Position.

Die beste Methode, um deine Klicker einzustellen, besteht darin, sie auf die mittlere Einstellung zu stellen und dann eine Testfahrt zu machen. Wenn du feststellst, dass deine Federung zu hart oder zu weich ist, kannst du die Einstellungen entsprechend anpassen. Zugegebenermaßen bedarf dies ein enormes Kenntnis für das eigene Bike. Versuche dich daher immer in kleinen Inkrementen deinem Ziel zu nähern. Mache zwei drei Klicks in die gewünschte Richtung und analysiere, ob der gewünschte Effekt eingetreten ist, oder eventuell sogar schlechter wurde. Dies machst du so lange, bis du mit der Einstellung zufrieden bist.

Druckstufe

Wenn du an den Klickern drehst, hat das Auswirkungen auf das Dämpfungsverhalten beim Einfedern. Hier gibt es – zumindest beim Federbein – die High und Low Speed Druckstufe. Die High Speed Druckstufe ist vor allem bei so Dingen wie Sprüngen oder Bordsteinkanten wichtig, also wenn harte Impulse das Federbein treffen. Bei der Low Speed Druckstufe hingegen geht es eher um langsame und gleichmäßige Bewegungen. Zum Beispiel wenn du beschleunigst oder in Senken fährst.

Die Highspeed Druckstufe wird in der Regel mit einer größeren Sechskantschraube eingestellt, in der sich der Klicker für die Low Speed Stufe befindet. Drehst du an der Sechskantschraube, änderst du wieder die Federvorspannung einer kleineren Feder in deinem Dämpfer. Die Dämpfung wird nämlich bei hohen Geschwindigkeiten erreicht, indem das Öl nicht durch eine kleine Bohrung gedrückt wird. Stattdessen wird ein Ventil mit Federvorspannung geöffnet, durch das dein Dämpferöl strömt.

Drehst du an der Low Speed Einstellung, so änderst du mit Hilfe einer Nadel den Durchmesser einer Bohrung, durch die das Öl eben bei langsamen Geschwindigkeiten fließt.

Zugstufe

Sie bestimmt, wie schnell sich die Feder nach dem Einfedern wieder entspannt und wie schnell die Kolbenstange ausfedert. Willst du überspitzt ausgedrückt das Gefühl haben auf einem Pogo Stick zu sitzen? Dann öffne die Zugstufenventile. Wenn du ein eher langsames Ausfedern erreichen willst, um beispielsweise keine Traktion beim Hillclimb zu verlieren, dann solltest du die Zugstufe eher zudrehen.

Professioneller Fahrwerksservice nötig?

Wenn du trotz der Überprüfung und Einstellung dieser Faktoren immer noch Probleme mit deiner Federung hast, solltest du vielleicht in Betracht ziehen, eine professionelle Fahrwerksüberholung durchführen zu lassen. So kannst du dein Fahrwerk an deine persönlichen Vorlieben anpassen. 

Ein professioneller Fahrwerksservice ist auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass dein Motorrad besser auf verschiedene Bedingungen reagiert, wie zum Beispiel auf Offroad-Terrain, Straßenbedingungen oder Rennstrecken. Dort wird deine Federung von einem Fachmann zerlegt, gereinigt, mit frischem Öl versorgt und eventuell Federraten und Shim-Stacks verändert. Es werden auch möglicherweise neue Dichtungen und Dämpfungselemente installiert, um sicherzustellen, dass deine Federung optimal funktioniert.

Eine professionelle Federungsüberholung ist zwar nicht günstig, aber sehr preiswert. Schon nach kurzer Zeit wirst du dir das viel angenehmere und sicherere Fahrgefühl nicht mehr wegdenken können. Vor allem dann, wenn du viel Zeit auf deinem Motorrad verbringst, ist eine professionelle Federungsüberholung immer eine Investition wert.

Zusammenfassend ist eine professionelle Federungsüberholung eine Möglichkeit, deine Federung optimal zu optimieren und anzupassen. Wenn du bereit bist, in eine professionelle Federungsüberholung zu investieren, kann dies dazu beitragen, dass du ein angenehmeres und sicheres Fahrerlebnis hast.

Fazit

Abschließend kann gesagt werden, dass eine ordnungsgemäße Federungseinstellung von entscheidender Bedeutung für ein angenehmes und sicheres Fahrerlebnis auf deinem Motorrad ist. Die Überprüfung und Einstellung des Front-End-Setups, des Durchhangs und der Feinjustierung sind die Grundvoraussetzung für ein gut funktionierendes Fahrwerk.

Letztendlich ist es wichtig, dass du dich bei der Einstellung deiner Federung auf dein eigenes Fahrverhalten, deine Vorlieben und Bedürfnisse konzentrierst. Eine regelmäßige Wartung und eine ordnungsgemäße Einstellung deiner Fahrwerkskomponenten machen unseren Sport noch spaßiger 🙂

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert