Enduro Hillclimb: Die Grundlagen für die richtige Bergauf – Fahrtechnik

Das wohl populärste Hindernis im Hard Enduro sind Hillclimbs. Jeder kennt Videos aus dem Internet, in denen vergeblich versucht wird nahezu senkrechte Hänge zu erklimmen. In den allermeisten Fällen gelingt das auch nicht, woraufhin das Motorrad meist selbst wieder den Weg zurück ins Tal sucht – und ein Totalschaden ist.

Um diese Fehler zu vermeiden schauen wir uns heute die wichtigsten Voraussetzungen für einen gelungen Hillclimb an.

Körperposition

Die Körperposition ist natürlich entscheidend, wenn es darum geht, beim Hard Enduro den Berg hochzukommen. Mit der richtigen Körperposition hast du die Kontrolle und Stabilität, die du für steile und unwegsame Anstiege brauchst.

Stehen statt Sitzen!

Beginnen wir mit der Grundvoraussetzung – einer stehenden Fahrposition. Wenn du eine sehr steile Auffahrt vor dir hast und versuchst dich in im Sitzen nach oben befördern zu lassen, wirst du scheitern. Ein Hillclimb erfordert die Verlagerung des Körperschwerpunkts, ausgleichende Bewegungen und einen agilen Fahrer. All das ist sitzend nicht zu schaffen.

Gewichtsverteilung

Als nächstes schauen wir uns die Gewichtsverteilung auf dem Motorrad an. Du solltest dein Gewicht möglichst zentriert auf dem Motorrad halten. Das heißt, nicht zu weit vorne oder zu weit hinten stehen, sondern das Gewicht gleichmäßig auf Vorder- und Hinterachse verteilen. Wenn das Gewicht ungleichmäßig ist, steigt dir entweder das Vorderrad oder du hast zu wenig Traktion.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Körperposition ist die Positionierung der Füße auf den Fußrasten. Die Füße sollten fest auf den Fußrasten stehen und der Fahrer sollte sein Gewicht durch die Füße auf das Motorrad übertragen. Dadurch erhält das Motorrad eine bessere Traktion und der Fahrer kann das Motorrad besser kontrollieren. Bei manchen professionellen Hard Enduro Fahrern sieht es bei Hillclimbs häufig so aus, als würden sie sitzen. Das stimmt aber nicht, sie versuchen hingegen ihren Körperschwerpunkt möglichst tief zu halten, indem sie in der stehenden Position wenige Zentimeter über der Sitzbank verbringen. Ihr Gewicht bleibt dennoch konstant auf den Rastern.

Je steiler das Gelände ist, desto weiter nach oben wandert dein Vorderrad und diesbezüglich auch der Schwerpunkt deines Bikes nach hinten. Dies erfordert vom Fahrer eine Gegenbewegung, indem er die Hüfte nach vorne schiebt. Tut er das nicht, steigt das Vorderrad unkontrolliert und der Sturz ist nicht weit.

Gas- und Kupplungssteuerung

Neben der korrekten Körperposition sind natürlich eine korrekte Gas- und Kupplungssteuerung enorm wichtig, um bei den Hillclimbs richtig durchzustarten. Mit dem richtigen Gefühl für Gas und Kupplung behältst du die Kontrolle über dein Motorrad und meisterst die schwierigsten Anstiege. Für gute Gas- und Kupplungssteuerung brauchst du echt Fingerspitzengefühl und Übung. Du musst ein Gespür dafür kriegen, wie viel Gas du geben und wie viel Kupplung du ziehen musst, um dein Motorrad optimal zu steuern.

Das Wichtigste beim Hillclimben ist bereits mit der richtigen Drehzahl an den Hang zu fahren, und nicht erst versuchen am Berg erst Gas zu geben. Eine effektive Gassteuerung fängt nämlich damit an, dass du das Gas am Anfang des Anstiegs richtig aufdrehst, um Schwung zu bekommen. Wenn du dann im Anstieg drin bist, musst du das Gas so dosieren, dass dein Motorrad genug Schwung hat, um den Anstieg zu packen, aber nicht so viel, dass die Räder durchdrehen oder das Motorrad unkontrollierbar wird. Die Stellung des Gashahns bleibt somit während der kompletten Auffahrt nahezu gleich, du dosierst größtenteils nur mit der Kupplung.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Gas- und Kupplungssteuerung ist das Verständnis für Raddrehzahl und Traktion. Du solltest lernen, wie du Gas und Kupplung so einstellst, dass du die optimale Raddrehzahl und Traktion erreichst. Zu viel Gas oder zu wenig Kupplung kann dazu führen, dass dein Motorrad unkontrollierbar wird. Zu wenig Gas oder zu viel Kupplung kann dazu führen, dass dein Motorrad an Geschwindigkeit verliert und du den Anstieg nicht schaffst.

Schwung

An einem steilen Hang ernsthaft zu beschleunigen wird dir vermutlich nicht funktionieren. Du musst aus diesem Grund versuchen schon in der Anfahrt möglichst viel Momentum aufzubauen und dieses dann bestmöglich während der Auffahrt zu erhalten.

Der Schwung bezieht sich des Weiteren nicht nur auf deine Geschwindigkeit, sondern auch auf die Drehzahl deines Motors. Je höher die Drehzahl während der gesamten Auffahrt ist, desto mehr Reserven hast du. Ein Hindernis oder andere Unebenheiten erfordern häufig innerhalb kürzester Zeit, dass man einen „Gasstoß“ setzen muss. Greifst du aber erst in dieser Situation an den Gashahn dauert es viel zu lange, bis du die Energie abrufen kannst. Dir bleibt somit nur der Kupplungsstoß – und der funktioniert nur bei vernünftigen Drehzahl.

Reifenwahl

Die Wahl des richtigen Reifens ist essentiell. Ein guter Reifen kann den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Anstieg und einem unkontrollierbaren Absturz ausmachen.

Für Hard Enduro Hillclimbs empfiehlt es sich, Reifen mit aggressivem Profil und weichen Gummimischungen zu wählen. Solche Reifen bieten maximale Traktion und Haftung auf steilen und felsigen Anstiegen. Ein Reifen mit aggressivem Profil hat größere und tiefere Stollen, die sich besser in das Gelände einkrallen und so mehr Traktion bieten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Reifenwahl ist die Wahl der Reifengröße. Ein breiterer Reifen bietet mehr Stabilität und Kontrolle auf steilen Anstiegen, während ein schmalerer Reifen eine höhere Wendigkeit bietet und leichter zu manövrieren ist.

Darüber hinaus ist es wichtig, den Reifendruck zu berücksichtigen. Ein niedrigerer Reifendruck kann die Traktion und Haftung verbessern, während ein höherer Reifendruck eine bessere Stabilität und Kontrolle bietet. Der Fahrer sollte den Reifendruck entsprechend den Bedingungen und Anforderungen des Anstiegs einstellen, um das Motorrad optimal zu steuern.

Training und Übung

Du willst deine neuen Kenntnisse in die Tat umsetzen? Dann pass auf.

Um am besten und sichersten deine Up-Hill Fähigkeiten zu trainieren, suchst du dir am besten einen Hang aus Kies, Lehm oder einem anderen eher homogenen Untergrund. Wichtig ist, dass du zum üben keinen sehr felsigen, schroffen Berg vornimmst, denn da ist die Verletzungsgefahr deutlich größer. Der Hang sollte von der Schwierigkeit so gewählt sein, dass du es nicht ganz schaffst oben anzukommen. Der „weiche“ Untergrund erlaubt dir wieder sicher herunterzukommen und vermeidet schwere Verletzungen.

Nun kannst du mit deiner Technik experimentieren und hast zu jedem Zeitpunkt ein Feedback. Je näher du es an das Ende deines Hügels schaffst, desto besser wirst du.

Fazit

Hillclimbs sind eines der herausforderndsten Elemente des Hard Enduro. Aber sie machen auch den meisten Spaß 🙂

Lass dich also nicht davon abschrecken, und gib Gas!

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