In kaum einer anderen Sportart ist der Zweitaktmotor noch so stark vertreten wie im Offroad-Sport. Vor allem im Hard Enduro ist er nicht wegzudenken. Auf der anderen Seite ist die Diskussion, ob nun zwei oder vier Takte besser sind, mindestens so alt wie der Sport.

Doch heute haben in vielen Disziplinen die 4-Takter, auch aufgrund bestimmter Reglements, die rauchenden 2-Takter verdrängt. Wir wollen uns heute mal mit ihren Vorteilen beschäftigen und die Frage klären, warum Zweitakter gerade im Offroadsport noch so eine große Rolle spielen.

Wartung

Ein enormer Vorteil von Zweitaktmotoren ist ihre Einfachheit bei der Wartung. Im Vergleich zu Viertaktmotoren benötigen Zweitaktmotoren deutlich weniger Aufmerksamkeit und sind einfacher zu warten. Bei manchen Herstellern kann man überspitzt ausgedrückt einen Kolben- und Zylinderwechsel mit einer 8er und 10er Nuss bewältigen.

Dies liegt hauptsächlich an der geringeren Anzahl von Teilen im Motor. Im Wesentlichen ist ein Zweitakter Verbrennungsmotor-technisch so ziemlich das simpelste, was man jemals erfunden hat. Meist sind die einfachsten Systeme auch diejenigen, die am wenigsten anfällig für Schäden sind.

Da Zweitaktmotoren weniger Teile haben, bedeutet dies auch, dass sie weniger Wartung benötigen. Sie benötigen keine Ventile, Nockenwellen, Kipphebel, Steuerketten, Ölfilter, Einspritzsysteme (mit Ausnahme der modernen Zweitakter) oder andere komplexe Teile. Im Gegensatz dazu müssen Viertaktmotoren regelmäßig Ventileinstellungen durchführen, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß funktionieren.

Ein weiterer Vorteil der Wartung von Zweitaktmotoren ist, dass sie in der Regel weniger Öl benötigen. Zweitaktmotoren benötigen eine Ölmischung, um den Kolben und andere Teile zu schmieren, wobei auch moderne Zweitakt Maschinen mittlerweile über eine getrennte Schmierung verfügen. Im Gegensatz dazu benötigen Viertaktmotoren eine separate Ölversorgung für den Schmierprozess.

Einige Beispiele für Wartungsaufgaben, die für Zweitaktmotoren einfacher sind als für Viertaktmotoren, sind der Austausch von Zündkerzen, das Reinigen des Luftfilters und der Austausch von Kolbenringen. Diese Wartungsaufgaben sind in der Regel einfacher und erfordern weniger Zeit als die gleichen Aufgaben bei Viertaktmotoren.

Gewicht

Der einfachere Aufbau des Motors führt per se natürlich zu einem leichteren Fahrzeug. Dan ein Zweitaktmotoren nur zwei Schläge für jeden Arbeitstakt ausführen, während Viertaktmotoren vier Schläge benötigen, brauchen sie natürlich für die Steuerung der Ventile und der Nockenwelle deutlich mehr Material und Gewicht. Da in der heutigen Zeit allerdings deutlich mehr Forschungsaufwand in die Entwicklung von Viertaktmotoren gesteckt wird, hat sich der Gewichtsunterschied mittlerweile deutlich reduziert.

Es ist aber nicht nur das Gewicht auf der Waage, das einen Zweitakter besser manövrieren und handhaben lässt, sondern maßgeblich dafür verantwortlich ist die geringere, rotierende Masse des Motors. Es können sich also zwei exakt gleich schwere Motorräder beim Fahren deutlich anders anfühlen, wenn eines der beiden einen höheren Anteil rotierender Massen hat.

Leistung

Arbeitsprinzip

Ein Zweitaktmotor arbeitet in einem einfacheren Kreislauf, bei dem sich Ansaugen, Verdichten, Verbrennen und Ausstoßen in einem Hub abspielen. Der Zweitaktmotor benötigt nur einen Kolbenhub, um den kompletten Zyklus zu durchlaufen. Während der Kolben nach oben geht, wird das Benzin-Luft-Gemisch eingesaugt und komprimiert, hat er den oberen Totpunkt erreicht, findet in der Abwärtsbewegung die Verbrennung statt und die Abgase werden ausgestoßen.

Im Vergleich dazu arbeitet ein Viertaktmotor mit einem komplexeren Kreislauf, der vier Takte benötigt, um den kompletten Zyklus abzuschließen. In der Ansaugphase wird das Benzin-Luft-Gemisch angesaugt, in der Verdichtungsphase wird es verdichtet, bevor es in der Verbrennungsphase gezündet wird. Schließlich werden die Abgase in der Ausstoßphase ausgestoßen.

Warum haben Zweitakter mehr Leistung als Viertakter?

Wie gerade beschrieben, hat aufgrund des Arbeitsprinzips ein Zweitaktmotor bei gleicher Drehzahl doppelt so viele Zündungen, wie ein Viertaktmotor. Das sorgt dafür, dass er aus dem gleichen Hubraum deutlich mehr Leistung generieren kann.

Höhere Leistungsdichte

Da ein Zweitakter nicht nur leichter, sondern auch pro Kubikzentimeter Hubraum deutlich mehr Leistung generieren kann, können die Bikes mit einem deutlich kleineren Motor ausgestattet werden, ohne dass die Leistung beeinträchtigt wird. Dies kann dazu beitragen, die Kosten für das Motorrad insgesamt zu senken, was insbesondere für Anfänger oder Gelegenheitsfahrer von Vorteil sein kann.

Die Einfachheit des Designs macht es auch einfacher, Zweitaktmotoren zu modifizieren. Jeder kennt bestimmt einen fanatischen Kollegen auf der Strecke, der versucht mittels Krümmer, etc. noch ein paar mehr PS aus dem Motor zu kitzeln.

Weitere Vorteile

Modifikationen am Zweitaktmotor

Eine der größten Vorteile von Zweitaktmotoren ist ihre Fähigkeit zur einfachen und kostengünstigen Modifikation. Im Vergleich zu Viertaktmotoren sind Zweitaktmotoren viel einfacher aufgebaut und haben weniger bewegliche Teile. Dies macht es einfacher, sie zu modifizieren und anzupassen, um eine verbesserte Leistung und ein besseres Fahrerlebnis zu erzielen.

Einige der häufigsten Modifikationen, die an Zweitaktmotoren vorgenommen werden, sind die Veränderung des Auspuffs, die Anpassung der Zündung und die Verwendung von High-Performance-Teilen. Durch das Ändern des Krümmers, kann der Resonanzbereich des Zweitakters verbessert und verschoben werden. So dass er beispielsweise in den unteren Drehzahlen deutlich mehr Drehmoment aufweist. Eine Anpassung der Zündung kann des Weiteren dazu beitragen, dass der Motor effizienter läuft und eine bessere Leistung erzielt wird. Die Verwendung von High-Performance-Teilen wie Vergasern, Luftfiltern und Kurbelwellen können ebenfalls die Leistung des Motors erhöhen. Ein mittlerweile etwas etablierteres Tuningkonzept ist es die Kompression des Zweitaktmotors an seine Gegebenheiten anzupassen. Will man eine aggressivere, leistungsfähigere Maschine, so kann man mit einem variablen Zylinderkopf die Kompression einfach erhöhen. Im Gegensatz dazu kann man beispielsweise für Hard Enduro Einsätze auf sehr rutschigem Terrain auf eine niedrigere Kompression zurückgreifen, um einen geschmeidigeren Leistungsverlauf und somit mehr Traktion zu erzielen.

Im Vergleich dazu sind Viertaktmotoren aufgrund ihrer komplexen Konstruktion schwieriger zu modifizieren. Es erfordert oft ein hohes Maß an Fachwissen und Erfahrung, um Modifikationen an einem Viertaktmotor vorzunehmen. Zweitaktmotoren sind jedoch viel einfacher zu handhaben und erfordern weniger Fachwissen, was es einfacher macht, sie zu modifizieren.

Komfort

Ein weiterer Grund, warum Zweitaktmotoren oft als überlegen angesehen werden, ist der Fahrkomfort. Wie erwähnt haben sie weniger bewegliche Teile und sind daher kraftsparender, vor allem in harten Sektionen, wo das Motorrad auf engem Raum manövriert werden muss. Das Fahren mit einem Zweitaktmotor wird so als angenehmer empfunden, da es weniger Vibrationen gibt und der Motor tendenziell leiser ist.

Hitzebeständigkeit

Das letzte was man an einem heißen Sommertag während eines Rennens haben will, ist ein zu heißer Motor, der den Platz an der frischen Luft schnell zu einem Sauna Aufenthalt machen kann. Die allgemein kühlere Betriebstemperatur des 2-Takt-Motors ist unter anderem einer der Gründe warum er im Hard Enduro Sport so etabliert ist. In sehr langsamen Sektionen überkochen nämlich 4-Takt-Motoren schneller, als es 2-Takt-Motoren tun.

Kosten

Ist man nicht gerade ein Factory Fahrer, spielt auch dieses Kapitel eine wichtige Rolle.

Zunächst einmal sind Zweitaktmotoren natürlich in der Regel günstiger als Viertaktmotoren. Die Gründe sollten sich aus vorher genanntem Kapiteln bereits erschließen lassen. Allerdings haben Zweitaktmotoren meist einen etwas höheren Kraftstoffverbrauch, was zu höheren Betriebskosten führen kann.

Alles in allem bleibt ein 2-Takt-Motor unter Betrachtung aller Aspekte, wie Wartung, Anschaffung, Betriebskosten ungeschlagen günstig.

Ideal für Kinder

Auch aufgrund der oben genannten Faktoren haben sich die 2-Takter im Jugend und Kindersport konkurrenzlos etabliert.

Haltbarkeit

Wo nichts ist, kann nichts kaputt gehen. Ein alter Spruch, der allerdings den Sachverhalt ziemlich gut beschreibt. Je komplexer ein System ist, desto mehr Schwachstellen und Anfälligkeiten hat es auch. Da der Zweitaktmotor so unschlagbar simpel ist, ist auch seine Funktion – sollte doch mal was kaputt gehen – meist einfacher wieder instand zu setzen.

Orientiert man sich an den Werten aus den Betriebsbüchern der Mopeds, so muss man feststellen, dass zwei-Takt-Motoren im Vergleich zu Vier-Takt-Motoren eine geringere Lebensdauer haben. Allerdings versuchen sich natürlich auch die Hersteller haftungstechnisch auszunehmen. Dies soll auf keinen Fall eine Empfehlung sein – doch die Praxis zeigt, dass ein Zweitaktmotor sich meist deutlich länger, auch bei mangelhafter Wartung, schlägt, als ein 4-Takt-Motor. Und sollte doch einmal der Worstcase eintreten und man fängt sich einen Kolbenfresser ein, so ist man mit wenigen Hundert Euro, einem neuen Kolben und Zylinder, wieder zurück auf der Strecke.

Warum gibt es keine Zweitakter mehr?

Viele Firmen (Honda, Suzuki, etc.) haben aufgehört Offroad Motorräder mit 2-Takt-Motoren zu bauen. Nachfolgend sind einige der Gründe:

  • internationale Motocross Reglements: Eine früher eingeführte Regel, dass 450ccm 4-Takter gegen 250ccm 2-Takter antreten dürfen, hat dafür gesorgt, dass der Fokus der Forschung sich auf die Viertaktmodelle bezogen hat und irgendwann die 250ccm Modelle leistungstechnisch nicht mithalten konnten und eingestellt wurden.
  • Umweltaspekte: Der Zweitakter steht natürlich im Konflikt mit Umweltaspekten, da eben nicht nur reiner Kraftstoff, sondern auch Öl mitverbrannt wird.
  • Geld: Aufgrund der Komplexität kann eine Firma deutlich mehr Geld verlangen, als für einen Zweitakter. Der komplexere Motor führt des Weiteren dazu, dass mehr Geld mit Ersatzteilen und Wartung verdient werden kann.

Fazit

Wir hoffen wir konnten euch die wesentlichen Vorteile einer Zweitaktmaschine näher legen und unterstützen euch vielleicht sogar bei der Entscheidung sich so einen rauchenden Spaßfaktor zu besorgen 🙂

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert