Das Thema heute: Die Unterschiede zwischen Zwei- und Viertakt-Motoren in Offroad Motorrädern. Gleich vorne weg, wir wollen hier keine Seite bevorzugen, denn jeder Motor hat sein Einsatzgebiet und seine Daseinsberechtigung. Wir haben uns daher die wesentlichen Charaktereigenschaften herausgesucht, in denen sie sich unterscheiden.

Gewicht

Zweitakt-Motorräder sind in der Regel leichter als Viertakt-Motorräder. Der Grund dafür ist, dass Viertakt-Motoren zusätzliche bewegliche Teile im Motor haben, die das Gewicht erhöhen. Aber das bedeutet auf der anderen Seite auch, dass das Gewicht eines Viertakters von Vorteil sein kann, wenn es um Stabilität geht. Wenn ihr zum Beispiel oft auf langsamen technischen Geländen fahrt, bevorzugt ihr vielleicht das leichte Gefühl eines Zweitakters. Aber wenn es um offene, schnelle Gelände geht, bevorzugt ihr vielleicht die Stabilität eines Viertakters.

Manövrierbarkeit

Die Manövrierbarkeit hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Gefühl von Leichtigkeit, das wir im vorherigen Punkt besprochen haben. Für unsere Zwecke bezieht sich das Gewicht oft auf die Gesamtbewegung, die aus drei Kräften besteht: Kraft des Fahrers, Kraft des Bodens und natürliche Kraft des Motorrads. Die Manövrierbarkeit hingegen konzentriert sich speziell auf die Absichtsbewegungen des Fahrers und schließt äußere Kräfte aus.

Die Fähigkeit, das Motorrad leichter zu neigen und zu kontrollieren, hängt nicht nur vom Gesamtgewicht ab, sondern auch von der Anzahl der beweglichen Teile im Inneren. Zweitakt-Motoren haben weniger bewegliche Teile, was die Menge an gyroskopischer Kraft, die der Motor erzeugt, verringert. Die Manövrierbarkeit kann auch durch die Geschwindigkeit beeinflusst werden, mit der der Motor Leistung erzeugt. Einige Motorräder erreichen ihre maximale Drehzahl schneller als andere.

Die Geschwindigkeit, mit der ein Motor Leistung erzeugt, kann sich drastisch darauf auswirken, wie das Motorrad gehandhabt wird. Zum Beispiel kann eine ziemlich schwere 450er mit schneller Leistungserzeugung das Motorrad leicht unter den Füßen des Fahrers fühlen lassen. Auf der anderen Seite kann ein technisch leichteres Motorrad, aber mit einem langsamen Motor, schwer zu manövrieren sein. Tendenziell muss man aber sagen, dass sich ein 2-Takter aufgrund der geringeren rotierenden Massen und seiner Leistungskurve deutlich leichter in der Handhabung anfühlt.

Motorleistung und Motorcharakteristik

Zweitaktmotoren erzeugen technisch gesehen mehr Leistung pro Kubikzentimeter. Deshalb konkurrieren 125-cm³-Zweitakter gegen 250-cm³-Viertakter und 250-cm³-Zweitakter können gegen 450-cm³-Viertakter antreten. Obwohl sie nicht identische PS-Zahlen erzeugen, produzieren Viertaktmotoren dennoch aufgrund der Reglements und der größeren Hubräume mehr PS. Relativ gesehen erzeugen beide Arten von Motorrädern vergleichbare Leistungen. Beide erzeugen einzigartige Leistungskurven.

Die Leistungskurve einer modernen 4-Takter ist nahezu linear. Betrachtet man im Gegensatz die charakteristische Leistungskurve einer 2-Takter, so fällt auf, dass die Leistungskurve des Zweitakters biliniear ist. In der Leistungskurve gibt es also anfangs einen flacheren „Ast“, indem die Leistung nur gering zunimmt mit steigender Umdrehungszahl. Tritt der Zweitaktmotor in seinen Resonanzbereich ein, so hat man einen steilen Anstieg der Leistung mit zunehmender Gashahn-Stellung. 

Welche Leistungskurve passt zu mir?

Bist du häufig auf MX Strecken unterwegs und willst Leistung, sobald du den Gashahn berührst? Dann ist definitiv die 4-Takter die richtige Wahl für dich.

Bist du häufig in schwierigen Hard Enduro Terrain unterwegs? Dann ist eher die 2-Takter die richtige Wahl für dich. Wie gerade besprochen lässt sie sich durch ihre bilineare Leistungskurve sehr geschmeidig an die aktuelle Situation anpassen. Fährst du gerade einen fließenden Trail im dritten Gang, so wird sich deine Zweitakter fast anfühlen wie ein Mountainbike. Der Motor ist kaum zu spüren und die Leistung ist sehr leicht dosierbar. Stehst du plötzlich vor einem steilen Hang, schaltest du einfach einen Gang runter und lässt dich von der Leistung förmlich nach oben schießen.

Übersichtstabelle

Um die Länge dieses Artikels nicht zu sprengen, haben wir für euch die wichtigsten Aspekte für euch tabellarisch zusammengefasst.

EigenschaftenZweitakt-MotorräderViertakt-Motorräder
GewichtLeichter aufgrund weniger beweglicher Teile im MotorSchwerer aufgrund zusätzlicher beweglicher Teile im Motor
ManövrierbarkeitAuf langsamen technischen Geländen leichter zu handhaben aufgrund geringerer rotierender Massen und LeistungskurveAuf offenen, schnellen Geländen stabiler aufgrund größerer Masse und gleichmäßiger Leistungskurve
MotorleistungErzeugen technisch gesehen mehr Leistung pro Kubikzentimeter, aber Viertaktmotoren erzeugen aufgrund von Reglements und größeren Hubräumen mehr PS und bieten eine gleichmäßigere LeistungskurveErzeugen aufgrund von Reglements und größeren Hubräumen mehr PS, bieten eine gleichmäßigere Leistungskurve und erzeugen maximale Leistung über den gesamten Drehzahlbereich
Motorcharakteristikbilineare Leistungskurvelineare Leistungskurve
Motorendesign und WartungEinfachere Konstruktion mit weniger beweglichen Teilen und günstiger in der WartungKomplexere Konstruktion mit mehr beweglichen Teilen und teurer in der Wartung
MotortemperaturKühler laufend bei niedriger Geschwindigkeit, aber Schwierigkeiten bei sehr langsamen und technischen GeländeSchwierigkeiten bei sehr langsamen und technischen Gelände, aber bei mittleren bis hohen Geschwindigkeiten vergleichbar
MotorbremseBieten sehr wenig oder keine MotorbremseBieten eine starke und konsistente Motorbremse über den gesamten Drehzahlbereich
Modifikationenziemlich einfach den Motor auf persönliche Ansprüche anpasseneher schwierig, braucht sehr fundiertes Know-How
StartenEinfacher und schneller zu startenSchwerer und erfordern mehr Kraft zum Starten
TraktionGute Traktion, aber aufgrund der schwankenden Leistung braucht es mehr Gefühl an der KupplungBieten in der Regel eine bessere Traktion aufgrund der konstanten, linearen Leistung
Kupplungs- und GassteuerungErfordern feinere Einstellung von Kupplungs- und Gassteuerung, um maximale Leistung und Traktion zu erzielenErfordern weniger Kupplungs- und Gassteuerung aufgrund des größeren Fensters, in dem sie Leistung und Traktion erzeugen
Vergaser oder EinspritzungMeistens vergast (mit Ausnahme einiger neuer Modelle)Meistens mit Kraftstoffeinspritzung ausgestattet
Vibrationenfrüher häufig starke Vibrationen, moderne 2-Takter deutlich wenigerReduzieren signifikant die spürbaren Vibrationen
Soundhöherer, leiserer Tontiefer, sehr lauter Ton
HerstellungWeniger Vielfalt unter allen HerstellernGroße Konzentration auf den Viertaktmotor
RennenWeniger verbreitet in den prestigeträchtigen Motocross- und Supercross-Serien, aber bevorzugt in Hard-Enduro-WettbewerbenHäufiger vertreten in Motocross Rennen

Welche ist nun besser für mich?

Zusammenfassend muss man natürlich sagen, dass es bei der Wahl zwischen einem Zwei- oder Viertakt-Motor kein richtig oder falsch gibt. Es kommt darauf an, welche Art des Fahrens du bevorzugst. Zwei-Takt-Motoren sind in der Regel leichter und haben eine lebhafte, schnelle Leistung, die sich besonders in engen, technischen Bereichen bewährt. Viertakt-Motoren sind aufgrund ihrer stabilen Leistung bei höheren Geschwindigkeiten besser geeignet und bieten eine bessere Traktion auf allen Arten von Gelände. 

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